Ein Appell
Unsere Kulturstaatsministerin, Frau Dr. Grütters, nennt die Hilfe für tausende freischaffende, solo-selbstständige KünstlerInnen beschönigend „Sozial-Schutz-Paket“, was in Wahrheit aber nichts anderes als die Abschiebung in das Arbeitslosengeld II, sprich „Hartz IV“, ist.
Wieso? Die allermeisten KünstlerInnen-Hilfspakete von Bund und Ländern werden nur dann positiv beschieden, wenn die Beantragenden nicht etwa entgangene Gagen, sondern laufende Betriebsausgaben geltend machen können. Genau das aber haben sie natürlich nicht. TänzerInnen, SängerInnen, MusikerInnen und SchauspielerInnen haben ebenso wenig Ausgaben für eigene Büros oder Firmenwagen wie sie Liegekosten für ihre eigene Yacht aufbringen müssen.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, wurde ein „erleichterter Zugang“ zu Hartz IV versprochen, aber nicht gehalten. Das für viele erniedrigende Verfahren stellt sich als Tortur heraus! Die Kommentarspalten sind voll von Beispielen: Neben den üblichen einhundert Formularen, werden auch noch Nachweise verlangt, ob denn bspw. Warmwasserboiler in der Wohnung seien und wie denn derzeit das PayPal-Konto aussehe. Ist dieser Antragsmarathon endlich vorüber, werden dann teilweise Einreichungen verschlampt oder Anträge gehen gleich gänzlich verloren.
Um nicht missverstanden zu werden: Diesen Vorwurf richten wir gar nicht an die Sachbearbeiter in den Jobcentern. Es sind die Vorgaben und Richtlinien der Politik, die hier scheitern, allen voran das Versagen unserer Kulturstaatsministerin, die ihre KünstlerInnen erbärmlich im Stich lässt! Wahrscheinlich ist genau das auch der Grund, wieso Frau Dr. Grütters der Journalistin im Interview kaum in die Augen schauen kann.
An dieser unerträglichen Situation muss sich umgehend etwas ändern! Zudem weiß niemand, wie lange uns die Covid-19-Krise noch begleiten wird, wie ausgedehnt die Durststrecke für KünstlerInnen sein wird. Aus diesem Grund schließt sich art but fair Deutschland der Forderung des Deutschen Musikrates an, ein vorerst auf sechs Monate begrenztes Grundeinkommen für alle freiberuflichen Kreativschaffenden in Höhe von 1.000 Euro zu schaffen.
Wachen Sie endlich auf, Frau Dr. Grütters!
(Johannes Maria Schatz)