Athanasius Recomposed
Erster Akt
Athanasius, ein junger wandernder Musiker ist unterwegs und besingt die Schönheit der Welt.

Die Fantasie der Menschen im kleinen Dorf Gwenlon liegt seit Jahren brach. Niemand nutzt sie mehr. Die Dorfbewohner kümmern sich nur noch um das, was sie für wichtig halten – Arbeit, Pflichten, Alltag. Ihr Leben wird immer grauer, immer leerer.
Der mächtige Zauberer Alran spürt diese Leere und nutzt sie für seine eigenen Pläne. Heimlich entreißt er den Menschen die letzten Fünkchen ihre Fantasie. Niemand merkt etwas. Dann zieht er einen Bannkreis um das Dorf, sodass es keiner mehr verlassen kann, und hält die Zeit an. Während draußen die Jahre vergehen, steht in Gwenlon alles still. Die Menschen leben in einem sinnlosen Trott – ständig auf der Suche nach etwas, das sie längst verloren haben. Mit der gestohlenen Fantasie erschafft Alran eine eigene Welt. Sie ist wirr, surreal und grell – ganz wie ihr Schöpfer.
Eines Tages verirrt sich Athanasius, ein Musiker und Wanderer, auf der Suche nach Arbeit, in das Dorf und möchte es so schnell wie möglich wieder verlassen.
Doch er begegnet Coletta und verliebt sich sofort in sie. Coletta bittet ihn, ihr und dem Dorf zu helfen.

Doch Athanasius zweifelt: Wie kann er helfen? Er ist Musiker, kein Held. Er zieht sich in den nahegelegenen Wald zurück, um nachzudenken. Gedankenverloren spielt er auf seiner Flöte.
Durch seine Musik angelockt erscheinen kleine Waldgeister, die um ihn herum tanzen. Schließlich erscheint Siluin, die Königin des Waldes. Sie macht ihm Mut, gegen Alrans Reich und für Colettas Liebe zu kämpfen. Auf einen Wink Siluins überreicht ein Waldgeist dem Helden eine Sanduhr. Siluin erklärt ihm, dass der Sand seine Fantasie bewahrt, solange er rinnt. Doch wenn die Uhr abgelaufen ist, verliert Athanasius seine Kraft und wird selbst zum willenlosen Diener Alrans. Sie mahnt ihn zur Eile, warnt vor Ablenkung und Versuchung. In diesem Augenblick begreift Athanasius, dass sein Weg nicht nur ein Kampf gegen Magie ist, sondern ein Wettlauf gegen die Zeit.

Schließlich fordern sie ihn auf, den alten Eichbart um Rat zu fragen. Der uralte Baumhüter spricht tatsächlich mit ihm:
Es gibt nur einen Weg, das Dorf zu befreien – Alran und sein Schattenreich müssen besiegt werden. Der Waldsee ist das Tor in Alrans Welt. Doch auch Eichbart warnt Athanasius: Je länger er sich dort aufhält, desto mehr verliert er seine eigene Fantasie.

Trotz tiefer Zweifel, entscheidet sich Athanasius für Coletta und Gwenlon zu kämpfen. Die kleinen Waldgeister schieben ihn zum See, der das Tor zu Alrans Zauberwelt ist.
Entschlossen steigt Athanasius in den Waldsee und verabschiedet sich. Das kalte Wasser umhüllt ihn.
Zweiter Akt
Plötzlich findet sich der Held in einer bizarren, leuchtenden Welt wieder – Alrans Reich. Alles wirkt verzerrt, unvollkommen, wie ein seltsamer Traum. Bald begegnet er einem freundlichen, aber tolpatschigen Gnom namens Gumli. Der kleine Kerl ist neugierig und hilfsbereit – und beschließt sofort, Athanasius auf seiner Mission zu begleiten. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Alrans Schloss.

Im Schloss beschwert sich Lilith bei Alran, dass ihr der Gnom entkommen ist. Der Zauberer wird zornig, spürt aber zugleich eine unheimliche Zuneigung zu ihr. Er befiehlt Lilith, den Eindringling Athanasius zu verführen, um ihn in sein Reich zu binden. Im Song „Gefährlich“ gesteht Alran seine Angst, dass Liebe seine Macht schwächen könnte.

Athanasius und Gumli durchqueren die unwirklichen Landschaften Alrans. Auf einer Lichtung erscheint Athanasius eine vermeintliche Coletta, die ihn lockt und glauben lässt, sie seien endlich frei. Verzaubert verliert Athanasius Zeit und Ziel, bis Gumli ihn mit der Flöte weckt und das Trugbild zerfällt. Lilith hat inzwischen die Sanduhr an sich genommen.
In einer Schlucht entdecken die Helden, dass nur Fantasie den Weg öffnen kann. Athanasius spielt auf seiner Flöte und befreit den Pfad.
Später begegnet er Lilith erneut, die nun sanft und schön erscheint. Zwischen beiden entsteht eine gefährliche Anziehung. Im Duett „Liebesgeflüster“ versucht Lilith, ihn für sich zu gewinnen, bis Gumli erneut eingreift. Lilith bleibt zurück, zerrissen zwischen Liebe und Pflicht, und singt das Lied „Was fühl ich?“.

Kurz bevor sich die beiden küssen können, zieht Gumli die Notbremse und pustet voller Kraft in die Flöte seines Freundes. Der kommt wieder zu Sinnen. Erschüttert läuft er ein paar Schritte weg. Lilith fühlt sich verstoßen. Noch nie hat es ein Mann gewagt, sie so zu behandeln, geschweige denn von sich zu stoßen. Hin und her gerissen von gekränktem Stolz und inniger Liebe beginnt sie zu singen.
Schließlich erreichen Athanasius und Gumli das Schloss. Zu ihrer Überraschung werden sie freundlich empfangen. Der Hofstaat begrüßt sie überschwänglich, als hätten sie nur auf sie gewartet. Schließlich erscheint Alran und wird ehrend begrüßt.
Lilith erscheint erneut – diesmal zärtlicher, menschlicher. Doch als sie Athanasius wieder näherkommt, reißt Alran die Geduld. In einem Wutanfall versteinert er alle Lebewesen im Saal. Die Zeit steht still. Nur Alran und Lilith bleiben in Bewegung. Der Magier ruft Lilith vor sich, warnt sie, nicht zu weit zu gehen – andernfalls werde sie ein schreckliches Ende nehmen. Unter Druck beugt sich Lilith.

Gumli rät Athanasius, Alrans Eifersucht zu nutzen. Der Held täuscht Lilith vor, er liebe sie. Aus Zuneigung schenkt sie ihm ihr Amulett, das ihn vor Alrans Macht schützt. Als Alran mit der abgelaufenen Lebensuhr erscheint, verlangt er die Flöte, doch Athanasius spielt. Der Klang zerreißt Alrans Illusionen, und der Zauberer vergeht mitsamt seinem Reich.
Gumli offenbart, dass er nicht ins Diesseits zurückkehren kann. Die Sonnenblumenkinder holen ihn heim. Athanasius bleibt allein zurück und nimmt traurig Abschied.

Dritter Akt
Athanasius und Lilith erwachen am Ufer des Waldsees. Der Nebel lichtet sich, und die Stimmen der Waldgeister kehren zurück.
Athanasius, der zuerst erwacht, erkennt, dass Alrans Zauber gebrochen ist. Dankbar legt er Lilith das Amulett um den Hals, in der Hoffnung, sie damit von Alrans Einfluss zu befreien. Während er sich zum Dorf aufmachen will, erwacht Lilith. Ihre Augen sind kalt, ihr Blick zornig.
Lilith stellt sich ihm in den Weg. Sie will nicht akzeptieren, dass Alran besiegt und ihre Welt verloren ist. Noch einmal versucht sie, Athanasius mit ihrer Schönheit und Verführung zu binden. Sie bietet ihm an, mit ihr ein neues Reich zu erschaffen, frei von Moral und Grenzen. Athanasius lehnt ab. Er will zurück nach Gwenlon, um Coletta und den Dorfbewohnern ihre Fantasie zurückzubringen.
Wutentbrannt zieht Lilith ihr Schwert und kündigt ihm den Tod an.

Die Waldgeister eilen herbei, bestürzt über den aufkeimenden Kampf. Siluin, die Königin des Waldes, befiehlt einem der Geister, das Schwert der Gerechten zu holen, damit Athanasius sich verteidigen kann.
Als Athanasius die Waffe ergreift, spürt er ihre Macht, doch sie scheint zu schwer für ihn. Lilith drängt ihn Schritt für Schritt zurück, bis er unter der alten Eiche steht.
Im Moment größter Gefahr ertönt eine gewaltige Stimme. Eichbart greift in das Geschehen ein. Der uralte Baum richtet über Lilith und spricht das Urteil: Sie soll in das Reich der Gefangenschaft verbannt werden. Dabei opfert Eichbart sein eigenes Leben. Lilith lässt das Schwert sinken, schreit auf und verschwindet im Nichts. Eichbart erstarrt zu einer alten Eiche.
Athanasius tritt an den Baum heran und begreift, dass sein Mentor nicht mehr lebt. Er dankt ihm still und spürt, wie sich die Natur verändert. Das Leben kehrt in den Wald zurück, Licht fällt durch das Blätterdach. Dann macht er sich auf den Weg zum Dorf.
In Gwenlon herrscht Feststimmung. Die Dorfbewohner haben ihre Fantasie wiedergefunden. Farben, Musik und Lachen erfüllen den Platz. Athanasius kehrt zurück, und Coletta stürzt ihm entgegen. Sie fallen sich in die Arme.

Das Dorf feiert die wiedergewonnene Freiheit und die Macht der Fantasie. In der Menge steht ein kleines Mädchen, der aussieht wie Gumli. Ein leises Lächeln huscht über Athanasius’ Gesicht, bevor die Musik verklingt.