Reisen

Reisen bedeutet für mich mehr als das Verlassen eines Ortes. Es ist die Begegnung mit anderen Welten, mit Denkweisen, die vertraut und doch fremd erscheinen – und immer auch eine Reise zu mir selbst. Jede Begegnung, jeder Weg erweitert den Blick und verändert das Erzählen.

Malta zeigte mir, wie sich Geschichte und Mythos auf engstem Raum durchdringen. Der Iran öffnete mir die Augen für eine Kultur, in der Schönheit, Würde und Spiritualität ein stilles Gleichgewicht bilden. In Schottland begleiteten mich Wind und Nebel wie alte Erzähler, die Geschichten von Freiheit und Melancholie flüstern. Griechenland ließ mich den Ursprung des europäischen Denkens spüren, in Tempeln, die noch immer Fragen stellen.

Bulgarien berührte mich besonders – das Land der Thraker, deren goldene Gräber und geheimnisvolle Kulte bis heute von einer versunkenen Welt zeugen. In den Rhodopen suchte ich das legendäre Orakel des Dionysos, dessen Weissagungen einst Könige und Feldherren lenkten. Und zwischen den alten Mauern der Festung Matora, die die Wege zwischen Pliska und Preslav bewachte, wurde Geschichte greifbar – rau, still und von Erde und Stein getragen.

Ägypten öffnete mir das Tor zu einer Hochkultur, deren Größe und Symbolkraft bis heute nachwirken. Zwischen den Pyramiden, Tempeln und Gräbern begegnet man nicht nur den Pharaonen, sondern dem uralten Wunsch des Menschen, der Zeit zu trotzen und Spuren zu hinterlassen.

Und manchmal darf Reisen auch das Gegenteil bedeuten: Entschleunigung. Wenn sich das Hausboot lautlos durch die Kanäle Frankreichs oder der Niederlande schiebt, wenn das Wasser leise an die Bordwand klopft und das Leben im Rhythmus der Schleusen fließt, entsteht jene Stille, aus der neue Gedanken wachsen.

Diese Reisen sind für mich Quellen der Inspiration. Sie nähren meine Musik, meine Texte und meine Suche nach dem, was alle Kulturen verbindet: den Traum vom Sinn, von Schönheit und vom Fortbestehen.